Sonntag, 23. November 2014

Ganz schnell.

Und dann rief ich in der Sonographie an, weil ich einen Ultraschall machen wollte. Nicht dass ich das wirklich dazu fähig wäre einen wirklich tollen Ultraschall zu produzieren. Es reicht in der Regel zu: „Ah und hier ist ja auch ihr Herz. Schlägt. Super. Ok, Leber: Vorhanden. Linke Niere: Check. Milz: Check. Rechte Niere… hmmm rechte Niere? Sind sie sicher, dass sie rechts… oh ja da. Ok, rechte Niere: Check. Aorta: Auch da.“
Auf jeden Fall brauchte ich trotzdem ganz unbedingt mein Ultraschall und die Sonoanmeldefrau sagte: „Nö. Ist gerade kein Gerät frei. Rufen sie später nochmal an. Oh Moment, Sonoraum vier wird jetzt frei. Wenn sie SOFORT kommen, können sie da rein.“ „Yay!“
Ich eilte also meinen Patienten einzusammeln, nennen wir ihn Herrn Strobbolz. Natürlich war Herr Strobbolz nicht im Zimmer. Außerdem war Herr Strobbolz auch nicht im Bad, auf dem Klo oder im Flur.
Ich sah ihn schon dahinschwinden meinen freien Sonoraum.
„Rauchen“, rief die Schwester, „der ist Rauchen gegangen.“ 



Missmutig lies ich mich  über den beliebtesten Rauchertreffpunkt des Hauses informieren, wanderte einmal quer durch die Klinik weiter durch den Hinterhof zum exklusiven überdachten (!) Raucherstützpunkt, wo haha tatsächlich Herrn Strobbolz saß und genüßlich seine Zigarette angezündet hatte.
„Jetzt schon?!“ rief er missmutig und löschte grimmig die Zigarette in überdimensionierten Aschenbecher. Anschließend lief er extra langsam hinter mir her zum Sonoraum. Der war aber glücklicherweise trotzdem noch frei.
„Jetzt muss ich mich erst mal erholen“, seufzte Herr Strobbolz und sank erschöpft auf die Liege.

Samstag, 15. November 2014

Und dann wollte ich noch kurz diese Aufklärung kopieren.


Und dann wollte ich nur noch die Aufklärungsinformation für die Patientin kopieren, welche aus vier Seiten bestand. Eine, die den Ablauf der Untersuchung beschrieb, eine mit verwirrendem Fragebogen und zwei, die ausführlich sämtliche nur erdenklichen Gefahren der Untersuchung aufzählten. Hier hatte man der Phantasie freien Lauf gelassen und listete wirklich ALLES auf, was dem kreativen Autor einfiel. Juristische Absicherung. So können wir später dem Patienten sagen: „Aaaber wir haben Ihnen doch gesagt, dass in sehr seltenen Fällen das Gehirn abgesaugt wird/ das Endoskop manchmal einen herzförmigen Zylinder in den Magen stanzt/ der Herzschrittmacher als Landesignal von Aliens missverstanden werden kann.“



Also habe ich alle Blätter in den automatischen Kopiereinzug gestopft, damit die Patientin für immer alles nachlesen kann. Dann drückte ich auf kopieren und dann dachte ich „huä, warum kopiert dieser Kopierer so lange?! Ich kopiere doch nur 4 Blätter und keine 30.“ Aber da erkannte ich, dass mein Vorkopierer als gewünschte Kopienzahl 42 angegeben hatte und der Kopierer meine 4 Blätter auch 42 Mal kopierte.
Ich starrte misstrauisch auf die vielen Knöpfe, die der Kopierer so anbot und drückte dann erfreut auf „Abbruch“. „Piep“,  machte der Kopierer und kopierte weiter. Piep. Piep. Anschließend versuchte ich es über den Menübutton, der ebenfalls ein piependes Geräusch auslöste, sonst aber auch nichts weiter.
Verzweifelt schaltete ich das wild Kopien ausspuckende Gerät aus und hoffte inständig, dass es meinen Kopierauftrag danach vergessen hätte.
Der Kopierer war dann auch sehr verärgert und weigerte sich nach dem Einschalten irgendetwas zu tun. Immerhin kopierte er nichts mehr!
Am Ende kam die Oberärztin der Station vorbei, baute den Toner des Geräts aus und wieder ein, was das Gerät wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzte. 
Außerdem hatte ich dann ca. 20 Kopien meiner Aufklärung.

Samstag, 8. November 2014

Die Eigenprobe


Und dann war es Freitag 16 Uhr und ich dachte so: „Jetzt schreibe ich diesen Arztbrief fertig, dann schaue ich die restlichen, eingetrudelten Befunde von heute durch und dann gehe ich glorreich heim. Ha!
Der Plan funktionierte sehr gut, bis ich den ersten Befund in Händen hielt. Laborwerteausdruck von Frau Sribzel: Hämoglobinwert 7,3 g/dl, vor sich hinsinkend. „Uuuhh“, dachte ich, „Naja zum Glück haben wir Blutkonserven angefordert.“



In diesem Augenblick sagte die Krankenschwester neben mir: „Duuu, Frau Zorgcooperations, das Labor hat gerade angerufen. Das Kreuzblut (= Patientenblut zum Testen, ob die Blutkonserven mit dem Patientenblut kompatibel sind) von Frau Sribzel ist geronnen, du musst das irgendwie zur Uniklinik schicken.“ „Huä?!“ dachte ich und rief gleich nochmal persönlich im Labor an. Eine grimmige Labortechnikerin rief schnippisch: „Die Eigenprobe ist positiv! Das müssen sie zur Uniklinik schicken! Aber schnell, sonst ist Wochenende!“ „Ahh Eigenprobe“, dachte ich, „Super, muss ich wissen was das ist? Und Moment, wie mache ich das genau mit - zur Uniklinik schicken?!?“
„Das steht in unseren Leitlinien im Intranet“, fauchte die Labordame und legte auf. Zehn Minuten später stellte ich fest, dass die Leitlinien zur Bluttransfusion im Intranet nicht existierten oder zumindest sehr, sehr gut versteckt waren.

Meine freundliche Krankenschwester hatte inzwischen ein komplexes Formular aufgetrieben, das so aussah als könne man damit eine genauere Abklärung einer missglückten Eigenprobe anfordern. Verwirrt starrte ich auf eine große Auswahl an Kästchen, die mir diverse Antikörper, Sonderfaktoren und sonstig abgefahrene Tests anboten. Verzweifelt rief ich meinen Oberarzt an, aber der war schon ins Wochenende verschwunden. Die Ärztin der Nachbarstation hatte auch keine Ahnung, was man jetzt tun solle, nahm mir aber schon mal Extrablut von Frau Sribzel ab, das man laut Formular brauchte. Das Wochenende nahte weiter mit großen Schritten.

Ich rief das Sekretariat an, da diese laut Labordame, meine Anforderungen zur Blutabklärung verschicken würden. Die missmutige Sekretärin erklärte, ich hätte GROßES GLÜCK sie JETZT NOCH zu erreichen. Eigentlich sei sie nämlich schon fast im Wochenende. Was würde ich wollen? Zur Uniklinik schicken?! Ich wäre wohl nicht ganz bei Trost. Die inkompetente Laborbesatzung würde zwar behauten das Sekretariat würde das machen, dem sei aber nicht so!!! Aha, und jetzt? Die Sekretärin verfiel nun in eine wütende Schimpftirade und ob ich jetzt Blutkonserven benötigte, das müsse ich ja wohl selbst entscheiden. „Natürlich“, erklärte ich, „ich wollte ja nur wissen WIE ich denn nun die Eigenprobenabklärung in dieses Uniklinik schicke.“ Die Sekretärin ignorierte dies und rief einfach weiter, dass ich die Sache mit den Blutkonserven selber entscheiden müsse, dass dies außerdem am Wochenende sehr teuer wäre und unverschämtes Laborpersonal, das! Verzweifelt versuchte ich irgendeine nützliche Information zu extrahieren und gleichzeitig die aufgebrachte Sekretärin zu beruhigen.
Irgendwann stand plötzlich aus dem nichts der Oberarzt der Nachbarstation hinter mir und schaute interessiert was für komische Telefonate ich eigentlich führte. Innerhalb Sekunden würgte ich die schimpfende Sekretärin ab, schnappte mir mein komplexes Formular und hechtete dem Oberarzt hinterher.
Oh Glückseeligkeit, der Oberarzt verstand als erster das Problem, kreuzte mir diverse Antikörper auf dem Formular an und erklärte alles persönlich abzuschicken. Wir nahmen dann noch mehr Blut von Frau Sribzel ab, die vermutlich so langsam das Gefühl hatte von Idioten umgeben zu sein (zu recht) und sogar die zuvor noch überaus aufgebrachte Sekretärin kam besorgt auf der Station vorbei ,ob denn nun alles geklappt hätte.

Ich ging dann schnell heim und schaute im Internet nach, was eine Eigenprobe ist.

Samstag, 1. November 2014

Nachts im Krankenhaus – warum Patienten nachts nicht schlafen können (Teil2)


Und dann war ich also Patient in diesem Krankenhaus und es war wieder ein unglaublich langweiliger Tag an dem eigentlich nichts passiert war, außer das bei der Visite ein Arzt etwas in die Richtung sagte: „Hallo. Ah da sind sie. Ja. Ich erinnere wieder wie sie aussehen ok wir nehmen übermorgen nochmal Blut ab. Tschüss. Wie, sie wollen gern nach Hause? Geht nicht wir müssen übermorgen Blut abnehmen und vielleicht fällt uns zwischendurch noch was anderes komisches ein und dann können sie sogar noch länger bleiben. Jetzt muss ich aber unbedingt gehen. Tschüss!!“
 

Auf jeden Fall schlief ich missmutig ein, aber nur kurz. Denn die freundliche Dame im mittleren Bett des Zimmers musste auf’s Klo. Oft. Da sie leider nicht mehr so gut zu Fuß war hangelte sie sich an meinem Bett entlang, welches mit jedem Griff rhythmisch erbebte. „Zorrr“ „Zorrr“ „Zorrr“ hin auf Klo. „Zorrr“ „Zorrr“ „Zorrr“ wieder zurück.
Irgendwann an die kleinen, sich wiederholenden Bettbeben gewöhnt, schlief ich wieder ein. Gegen 1 Uhr nachts musste dann die dritte im Bunde, nennen wir sie mal Fräulein Maierle, auf Toilette. Fräulein Maierle konnte noch viel schlechter laufen, als die Dame in der Mitte und eine Nachtschwester kam zur Klowegsbegleitung hinzu. Vermutlich wäre ich hier gleich wieder eingeschlafen, aber dann kollabierte Fräulein Maierle dramatisch im Klo. Die Nachtschwester rief verzweifelt um Hilfe. Grummelig stieg ich also aus dem Bett und warf einen Blick ins Bad. Fräulein Maierle hing schlaff in den Armen der Nachtschwester und starrte an die Decke. Ich ließ mir die komplizierte Zimmeralarmschaltung für solche Notfälle erklären und löste im Auftrag der Schwester den Kollektivalarm aus. Weitere Nachtschwestern wurden angelockt. Lautstark wurde das Licht angemacht und Fräulein Maierle zurück ins Bett gezerrt. Dann musste ein Toilettenstuhl für die Frau her und nach einer halben Stunde kehrte schließlich Ruhe ein. Haha, aber da war ich dann endgültig wach.