Sonntag, 31. März 2013

Kaffee und Kuchen oder so

Die Kirchengemeinde hatte ein Fest im Gemeindehaus gefeiert.  Innen ist es heiß und stickig gewesen. Frau Kirschmann ist mit ihrem Enkel lange dagewesen. Sie  hat nicht allzu viel getrunken, ist dafür aber viel rumgestanden. Gegen Nachmittag fällt sie nun plötzlich um. Jetzt hat man sie zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht.
Als ich Frau Kirschmann treffe um sie aufzunehmen, ist die alte Frau schon wieder fit und sitzt fröhlich lächelnd in einem Stuhl. Leider hört Frau Kirschmann sehr schlecht und am Ende muss der Enkel die Ereignisse schildern. Anschließend versuche ich nochmals eine persönliche Frage an Frau Kirschmann zu richten:
„Haben sie  noch Schmerzen von ihrem Sturz?“
Frau Kirschmann deutet auf ihr Ohr und der Enkel wiederholt, dass man seeeehr laut sprechen müsse.
„HABEN SIE JETZT NOCH SCHMERZEN??“
Frau Kirschmann lächelt weiter freundlich und zuckt mit den Schultern. Vielleicht hilft hier ja auch eine andere Formulierung.
„TUT IHNEN ETWAS WEH??“
Ah, Frau Kirschmann schüttelt erfreut den Kopf und meint dann: „Nein danke, ich hatte heute schon einen Kaffee!“
Hm. Immerhin scheint sie zumindest etwas verstanden zu haben. Ich versuche es  nochmals mit besonders lautem Rufen.
„TUT IHNEN GERADE ETWAS WEH??“
Energisch schüttelt Frau Kirschmann jetzt den Kopf: „NEIN, NEIN, ich möchte wirklich keinen Kaffee!“

Sonntag, 24. März 2013

Frühstücksstörer



Eine wichtige Aufgabe des PJlers ist Blutabzunehmen. Das ist aber auch nicht immer so einfach:

Es ist Frühstückszeit und Herr Allgaier verspeist gerade erfreut ein Marmeladenquark-Brötchen. Die Tatsache, dass ich zur gleichen Zeit Blut abnehmen möchte, stört ihn nicht weiter. Er stellt mir freiwillig seinen gerade nicht im Frühstücksvorgang einbezogenen Arm zur Verfügung und isst mit der anderen Hand weiter. Kurze Zeit später, das Blut ist in verschiedene Röhrchen verteilt, entferne ich die Abnahmenadel. Da Herr Allgaier ein Blutverdünnungsmittel einnimmt und gerne viel und heftig blutet, drücke ich auch gleich einen Wattetupfer auf die Einstichstelle und versuche mit der anderen Hand einen Pflasterklebestreifen abzureissen. Etwas, dass ich strategisch ungünstigerweise zuvor noch nicht erledigt habe. Da das ganze einhändig und behandschuht schlecht klappt, bitte ich doch lieber den Patienten um Hilfe: „Herr Allgaier, können sie gerade mal kurz hier auf den Wattetupfer fest drücken, damit ich hier ein Pflaster abreißen kann?“ Herr Allgaier schaut mich mit großen Augen an und dann auf seine andere Hand in der ein Stück Brötchen ruht. Hm. „Können sie hier auf diesen Wattetupfer drücken?“ Herr Allgaier hält weiter ratlos das Brötchen fest. ER hat hier keine Hand frei. Ich auch nicht. Das scheint eine Pattsituation zu werden. Herr Allgaier isst erst mal weiter. Drei Minuten und einen hässlichen Pflasterstreifen später, verlasse ich dezent das Zimmer, während Herr Allgaier sich der zweiten Brötchenhälfte zuwendet.

Sonntag, 17. März 2013

Das Personalwohnheim



Das Krankenhaus hat ein großes Personalwohnheim. Hier kann man billig ein Zimmer mieten. Meins hat eine schöne Aussicht direkt auf das Krankenhaus. Bei Interesse kann man in die gegenüberliegenden Patientenzimmer sehen und interessierte Patienten versuchen wahrscheinlich zu erkennen, was die Leute in diesem Wohnheim so treiben. Eigentlich könnte ich eine Varietéshow auf dem Balkon veranstalten.
Man sieht (und hört) auch täglich eine große Auswahl an Baustellenfahrzeugen, die fleißig daran arbeiten das Krankenhaus zu vergrößern. Denn wie alle Krankenhäuser befindet sich auch dieses in einem ständigem Zustand des An- und Umbaus. Die beleuchteten Kräne dienen zudem nachts mit ihren Firmenlogos als Mondersatz und irgendeine laute Maschine sorgt morgens immer für das rechtzeitige Erwachen.

Im Zimmer gibt es ein persönliches Waschbecken und man kann einen Extra-Vorhang davor zuziehen, damit hm der Anblick des Waschbeckens die Zimmeridylle nicht zerstört. Oder aber damit plötzlich ins Zimmer stürzende Menschen einen nicht im Waschvorgang überraschen können. So ist das.
Die Toiletten im Flur haben zum Glück Türen und keine Vorhänge. Man kann darin aber seltsame Geräusche hören: Am ehesten kommen sie von den Bewohnern einen Stockwerk höher, die ein Band mit Blockflötenmusik in Dauerschleife abspielen. Eine andere Möglichkeit fällt mir dazu gerade nicht ein.

Anfang


Hier ein Blog über das was ich so tue oder auch nicht tue in meinem PJ (=Praktischen Jahr). 

Sollten Patienten oder ähnliches erwähnt werden, so heißen diese in Wirklichkeit nicht so, sind mir oder auch jemand anders zu einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Ort begegnet und vielleicht passierte die Geschichte doch ganz anders.
Sollten Sie das Gefühl haben sich in einer Schilderung wiederzuerkennen, so können Sie sich sicher sein, dass es sich hier sicher nicht um Sie handelt.