Sonntag, 22. September 2013

Auf genaue Anweisungen ist zu achten

Herr Inofa wurde vor kurzem operiert und liegt nun auf unserer Station herum. „Oh“, ruft die Oberärztin bei der Visite, „sie haben ja noch eine Thoraxdrainage. Die muss dringend entfernt werden.“ Dann wirft sie mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Aha.
Also schaue ich kurz darauf wieder bei Herrn Inofa vorbei, um einen großen Plastikschlauch aus seinem Brustkorb zu ziehen. Herr Inofa ist das nicht so geheuer und auch ich ziehe nicht sonderlich gern lange Schläuche aus Personen heraus. Aber von alleine fällt der Schlauch ja auch nicht aus dem Patient.
Beruhigend gebe ich Herrn Inofa letzte Anweisungen: „Sie atmen jetzt tief ein, tief aus, halten die Luft an und dann ziehe ich die Drainage. Also: Tief einatmen. Tief ausatmen. Luft anhalten. Super, die Drainage ist schon draußen.“
Zufrieden über den problemlosen Ablauf, versuche ich mich anschließend nicht im Drainageschlauch zu verheddern und außerdem den schleimig-blutigen Teil nicht im Bett, sondern auf der schleimige-und-blutige-Dinge-abfang-Unterlage abzulegen. Auch dies klappt wundervoll und nach ungefähr fünf Minuten, in denen ich weitere wichtige Post-Drainagezug-Dinge erledige, sagt Herr Inofa erschöpft, dass er jetzt die Luft nicht mehr anhalten könne.
„Oh ja, natürlich können sie weiteratmen! Also eigentlich hätten sie gleich nachdem die Drainage gezogen war weiteratmen können. Tja, ähm das hatte ich wohl ungenau ausgedrückt. Lalala…“

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